8/24/2016

[Niederländisch für Anfänger - No. 09] "HEMA my life"


Hallo meine Lieben,

und willkommen zum zweiten Teil der "Antonia, das Kaufhaus-Opfer"-Reihe bei den Niederländisch für Anfänger-Posts. Gleich nach "IKEA my life" war ich nämlich heute im HEMA und habe nicht übermäßig viel aber doch ein bisschen wehtuend-viel für Büroartikel ausgegeben. Okay. Das ganze Einkaufen für die Schule-Ding hat wirklich noch viel mehr Spaß gemacht, als ich es nicht selbst bezahlen musste. Aber diese Zeiten sind vorbei und deshalb bin ich heute von Oxford-Blöcken auf die von HEMA umgestiegen. Die Linien sind hellblau, das ist okay, tröstet aber doch nicht darüber hinweg, dass 1. Oxford-Blöcke Oxford-Blöcke heißen (habe ich schon mal erwähnt, dass Oxford meine Lieblingsstadt ist?) und 2. Oxford-Blöcke sich wie Oxford-Blöcke anfühlen. Du kennst keine Papier-Glätte, wenn du diese Blöcke nicht gefühlt hast. (Und wo wir schon bei Erwähnungen sind: Ich habe einen mehr oder weniger geheimen Fetisch für glattes Papier. Oder glatte Oberflächen. Glatte Dinge generell.) Jedenfalls. Sind über 2€ für einen Schreibblock viel zu viel Geld und deshalb bin ich jetzt auf eine etwas günstigere (und wesentlich glattere Variante umgeschwenkt).

Der Einkauf bei HEMA war übrigens heute die allgemein größte Herausforderung (und ich hatte einen Termin bei der Stadtverwaltung und musste mich mich sehr schlechtem Niederländisch durchschlagen), da ich mich plötzlich zwischen einer Kolonne Schulkinder wieder fand, die sich öffentlich zur gleichen Zeit wie ich entschieden hatten, ihre Schuleinkäufe zu tätigen. Also entweder werde ich alt oder habe mich doch noch nicht so an die Stadt gewöhnt, wie ich eigentlich dachte. Zu viele Menschen, zu wenig Platz zwischen den Regalen. Eindeutig.

Letztendlich bin ich mit zwei großen Ringordnern, ein paar Blöcken, einem neuen Kuli, einem Zehnerpack Bleistifte, einem Wochenkalender (sehr zu empfehlen, der absolute top-Kauf des Tages), und neuen Markern von dannen gezogen. Absolut verdient heute, denn ich bin seit heute Morgen offiziell und fast ohne nervlichen Zusammenbruch ordnungsgemäß in alle Kurse für den ersten Block des ersten Semesters eingeschrieben. Und habe es tatsächlich hinbekommen, meine Kurse so zu schieben, dass ich den Freitag frei habe. Komplett, immer. Herrlich. Dafür habe ich heute herausgefunden, dass ich bereits am 10.10. mein erstes Examen habe, was ein bisschen die Magie der vermeintlichen Entspannung zerstört hat. Aber auch das ist okay, weil Entspannung sowieso nicht meine Welt ist. Ich lebe für die emotionalen Ausbrüche. Und ich freue mich schon enorm darauf, dass es am Montag tatsächlich losgeht. Ich in großen Sälen sitzen und englischen Vorlesungen lauschen werde. Mich in den Gebäuden verlaufe. Notizen in meine Schnäppchen-Blöcke mache. Das hat alles den Geruch von Produktivität. Und wenn ich eine Sache neben glattem Papier liebe, dann ist es der (metaphorische, nur zur Sicherheit sollte ich das vielleicht erwähnen) Geruch von Produktivität.

So viel also zu alledem, was heute passiert ist: Erfolgreiches Einschreiben in die Kurse, Examens-Schock (aber nur ein kleiner), HEMA-Einkauf, Einschreiben in die Gemeinde für den Zweitwohnsitz in den Niederlanden. Ihr seht also: Allein am heutigen Tag schon enorm viel passiert. Wo soll ich da also in der letzten Woche anfangen, deren Überblick aufgrund der laufenden Introwoche ja doch ein bisschen mau ausgefallen ist.

In erster Linie: Ich habe entdeckt, dass ich - oh, wer hätte es gedacht? - immer noch nicht auf Parties stehe und mir das Konzept von Alkohol bisher noch ein Buch mit sieben Siegeln ist. Ich würde gern im Laufe der nächsten Tage einen extra Survival-Post für Leute schreiben, die wie ich eher introvertiert sind (zumindest bis sie Leute besser kennen, dann kann ich auch enorm extrovertiert) und mit Parties und Alkohol nicht so viel anfangen können und deshalb ein bisschen Panik vor der Introwoche schrieben (wie ich am Anfang). Da dieser Post aber noch ein bisschen auf sich warten lassen muss, so viel vorab: Bei der Introwoche geht es nicht nur um Parties, sondern teilweise auch tatsächlich um Informationen zum Studium, nicht jeder in eurer Gruppe steht auf Parties, solltet ihr also auch keinen Spaß daran haben, dann findet ihr auch immer Gleichgesinnte und - ganz wichtig und ist mir sehr positiv aufgefallen - niemand wird verurteilt, weil er sich bei manchen Aktivitäten ausklinkt und eben für sich entscheidet, dass diese Feier nichts für ihn ist. War jedenfalls bei mir so und ich wünsche diesen netten Umgang miteinander auch allen Mit-Erstis an anderen Unis. Habt also keine Angst, setzt euch nicht unter Druck, findet heraus, wer Leute sind, mit denen ihr rumhängen wollt, und habt zwischendurch ein bisschen Spaß. Wird alles, aber kein Beinbruch.

Weiterhin erwähnenswert finde ich, dass ich während der Introwoche entschieden habe, einen Fechtkurs zu belegen. Kennt ihr das, wenn euch plötzlich auffällt, dass ihr diese eine Sache schon immer mal ausprobieren wolltet, obwohl ihr davon bisher noch gar nichts wusstet? Mir geht es dauernd so. Deshalb habe ich mal ein halbes Jahr Jagdhornunterricht gehabt (ja, der dicke Bruder der Trompete, ihr habt es erfasst) und bin ohne jegliche Ski-Vorkenntnisse und als vollkommen unsportlicher Mensch ins Skilager meiner Schule mitgefahren und habe Skifahren gelernt. Und ich hab mal einen Spanisch-Kurs aus dieser Laune heraus gemacht. Und hatte in der 6. Klasse ein übermäßig exotisches blaues Pony. Also, nicht das Tier, die Frisur. Und ich bin spontan mit 18 in die Niederlande ausgewandert. Ihr merkt schon. Irrationale Probierst-du-mal-aus-Entscheidungen sind absolut mein Ding. Wieso? Weil ich Spanisch, Jagdhorn und viele andere Dinge dadurch vielleicht nicht für mich entdeckt habe, aber ich heute noch leidenschaftlich gern (und leidenschaftlich schlecht) Skifahre und mit meiner Land-Wahl sehr zufrieden bin und durch genau diese Probierfreudigkeit zum Schreiben und zum Bloggen gekommen bin. Wenn man sich nicht auf sein Bauchgefühl verlässt, vergibt man die Chance die verrückten und interessanten Teile von sich selbst zu entdecken. Und weil gerade diese Teile ja eigentlich die Person ausmachen, vergibt man im Folgeschluss die Chance, sich selbst kennenzulernen. Und eh man sich versieht, stirbt man und hat sich noch gar nicht richtig kennengelernt, weil man nie vom festen Weg loslassen konnte.
Okay. Das wurde jetzt zum Ende hin überraschend düster, aber ich hoffe, ihr versteht, was ich meine. Ich bin ein sehr steifer Mensch, der immer einen Plan braucht und mit Spontanität grundsätzlich überfordert ist, aber ein Teil von mir - und ich mag diesen Teil - kann sehr intuitiv sein. Mein Bauch sagt gerade: Fechtkurs. Und deshalb wird jetzt der Fechtkurs gemacht. Das erste Mal war schon toll, obwohl ich momentan aufgrund dessen leider so aussehe, als hätte mich irgendjemand verprügelt, weil mein kompletter rechter Oberarm mit blauen Flecken übersät ist, die sich mittlerweile schon gelb verfärbt haben. War eine Herausforderung das zu verstecken und bei gefühlten 35° in die Stadt zu radeln. Wirklich, herausfordernd. Und wird sehr interessant, wenn diese Flecken jetzt zur Gewohnheit werden. Ich halte euch jedenfalls auf dem Laufenden.

Ich habe mich nun schon über den Anbruch des neuen Tages heraus verquatscht und weil ich heute schon relativ früh aufgestanden bin, da ich mich für die Kurse registrieren musste, bin ich jetzt langsam auch ein bisschen müde und verabschiede mich kurz und knackig ins Bett. Im Laufe des Tages folgt die Classic Confessions-Frage und verzeiht bitte noch einmal die spartanische Anwesenheit der letzten Tage. Die Intro-Woche (Parties ausgelassen hin oder her) hat ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen und ich brauchte erst mal wieder ein oder zwei Tage nur für mich, ohne große Kommunikation. Und das schloss den Blog nun mal mit ein. Ich hoffe, ihr versteht das.

Liebe Grüße,
Antonia

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Danke, dass ihr durch eure Kommentare aktiv zum Training von Antonias Sprunggelenken beitragt. Sollte sie nach eurem Kommentar länger nichts posten, liegt es nahe, dass sie sich beim Rückwärts-Flick-Flack nach dem Entdecken einen Wirbel ausgerenkt hat.

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