9/11/2016

BOOKISH AMSTERDAM - Waterstones, Athenaeum Boekhandel, The American Book Center, TFIOS-Bank



Eigentlich bestand der Plan heute darin, die Rezension zu Harry Potter und der Stein der Weisen zu veröffentlichen, aber mir ist gestern (okay, meine Nachbarn fangen wieder an, Klavier zu spielen - ich habe sehr dünne Wände und nach meinem Bachelor werde ich definitiv zusammenhangslos automatisch anfangen, "Aramsamsamaramsamsam" zu singen - ich schwör's euch) etwas dazwischen gekommen, das ich definitiv noch vor der Rezension dringend loswerden muss. Ihr merkt bereits, es kamen ungewöhnlich viele schräg gedruckte Worte im letzten Satz vor und damit wird die offizielle, wichtige Note der ganzen Sache noch ein bisschen mehr unterstrichen. Die Sache ist nämlich die: Ich bin gestern spontan, also spontaner als spontan, nach Amsterdam gefahren. Klar, es war nur eine Frage der Zeit, bis ich die Hauptstadt meines momentanen Residenz-Landes mal besuchen werde, aber ich war Freitag Abend dann doch selbst ganz schön überrascht, dass ich für Samstag Morgen einen Tagestrip nach Amsterdam im Kalender stehen hatte. Ich will es kurz machen: Meine Freundin hatte Freundinnen da, mit denen und einer weiteren Freundin von mir ein Amsterdam-Trip für Samstag geplant war und als wir uns Freitag zum Weggehen trafen, kam das Gespräch darauf und da noch ein Platz frei war, wurde ich gefragt, ob ich mitkommen will, und so schnell schlägt man die "Ich verbringe den ganzen Samstag in der Bibliothek"-Idee über den Haufen und fährt nach Amsterdam, Kinder.

Es gibt sicher eine ganze Menge, von dem ich euch erzählen könnte, was man aber einfach selbst an Amsterdam erleben muss. Es ist eine wunder, wunder, wunderschöne Stadt und ich kann jeden verstehen, der sich auf Anhieb in die Krachten und kleinen Läden und die Atmosphäre verliebt. Wirklich. Aber vieles davon kann ich euch einfach nur ans Herz legen, selbst zu entdecken, selbst einzuatmen, weil es ist annähernd unmöglich, die Stimmung über einen Blogeintrag rüberzubringen. Ich habe einige Fotos geschossen, die die Schönheit dieses Fleckchens Erde nur unterstreichen, aber meine Empfehlung ist wirklich: Fahrt selbst hin, solltet ihr einmal die Gelegenheit dazu haben, es lohnt sich. Vor allem für Bücherwürmer.

Blick in eine Amsterdamer Kracht

"Vor allem für Bücherwürmer?", fragt euch jetzt sicher, "Aber Antonia, wieso ausgerechnet unbedingt für Bücherwürmer?" - Oh, meine Freunde. Wir müssen über Amsterdamer Buchläden reden. Oder sollte ich besser sagen: AmsterDAMNer Buchläden? (Ich habe die letzten drei Tage darauf gewartet, diesen furchtbar schlechten Witz zu machen, also lasst mir die kleine Freude.) Ich habe in meinem ganzen Leben - das ist keine Übertreibung - so viele, so schöne, so arm-machende Buchläden hintereinander gesehen. Das ist mein ernst. Ich war gestern in drei relativ großen drin und obwohl ich mir eisern vorgenommen hatte, keine Bücher zu kaufen, weil nein, Antonia, einfach nein. Es ist passiert. Und währt ihr an meiner Stelle gewesen. Ihr habt ja keine Ahnung. 

Man sollte ja meinen, dass man als jemand, dessen Niederländisch noch nicht für irgendetwas, das über ganz, ganz einfache Kinderbücher hinausgeht, fast gar keine Gefahr läuft, dem Kaufrausch zu verfallen. Ebenfalls weit gefehlt. Sehr viele englische Bücher, sage ich euch. Sehr. Viele. Englische. Bücher. Eigentlich sollte mich das ja nicht wirklich überraschen und ich bin selbst ein bisschen überrascht, wie sehr es mich überrascht, weil ich hierzulande immer gute Auswahlen an englischen Büchern hatte - aber Gott, das war in der Unibibliothek. Wer konnte denn ahnen, dass man ausgerechnet in Amsterdam von einem Waterstones überfallen wird? Ich jedenfalls nicht. "Waterstones", dachte ich bis jetzt immer, "London, Oxford, da sind die großen, tollen Waterstones." Oh man. Und plötzlich. Waterstones in Amsterdam. (Für alle, die es nicht wissen: Waterstones ist eine bekannte britische Buchkette, die Filialen in ganz Großbritannien - und wie ich gestern lernte unter anderem auch in Amsterdam - unterhält. Der Waterstones in London ist der größte Buchladen Europas und er steht ganz weit oben auf meiner London-Sehenswürdigkeiten-Liste, die ich voraussichtlich nächsten Sommer abarbeiten werde.) Solltet ihr irgendwann einmal nach Amsterdam kommen, dann geht unbedingt in den Waterstones. Ein traumhaft schöner Buchladen - eine Tatsache, die mir auch meine Freundin Simone bestätigte, als sie mich irgendwo im dritten Stock ansah und: "Kann ich dich kurz umarmen? Ein Glück hast du mich hier reingezogen, ich hätte gar nicht gewusst, was Waterstones ist.", sagte. 


Im Waterstones in Amsterdam


Der Waterstones von außen
Dafür, dass dieser Buchladen zu ästhetisch für mein Leben war, habe ich mich auffällig mit dem Buchkauf zurückgehalten (unter anderem, weil ich zuvor in zwei anderen, ebenfalls sehr großartigen, Läden war - dazu später mehr) und nur eine kleine Ausgabe mit Essays von Arthur Schopenhauer mitgenommen, nachdem mein Professor Arthur Schopenhauer letztens erwähnt hat und ich gern mehr über seine Philosophie wissen würde, zumal ich im Moment noch gar nichts (ernsthaft, jetzt spielt jemand Jingle Bells - Leute, eskaliert nicht, wir haben Anfang September) über Arthur Schopenhauers Philosophie weiß. Dinge, die geändert werden müssen, ihr versteht. (Und das Buch war so schön und ich konnte nicht anders und don't judge.) Dafür habe ich mir einen schwarzen Waterstones Jutebeutel gekauft, der sein Geld absolut wert war, weil er sehr fancy aussieht und ich Vollblut-Hippie noch keinen schwarzen Jutebeutel hatte. Ebenfalls Dinge, die geändert werden müssen, ihr versteht.






Ausblick vom Waterstones
Neben dem Waterstones (der im obersten Stockwerk übrigens Fenster mit Sitzkissen besitzt, von denen man einen wundervollen Ausblick auf die Ladenstraße hat und sehr bequem entspannen kann) war ich zusammen mit Simone noch im Athenaeum Boekhandel (in Amsterdam gibt es von dem mehrere, wir waren direkt im Zentrum) und bei The American Book Center. Die beiden Läden sind - im Gegensatz zu Waterstones - wahrscheinlich eher weniger bekannt, obwohl ich für die Suche nach Sachbüchern das Athenaeum deutlich vorziehen würde. Da habe ich gestern auch am meisten zugeschlagen, weil es eine verlockend große Auswahl an Psycholinguistik-Büchern gab, die man für gewöhnlich überall anders vergebens sucht. Bei Waterstones gibt es zwar eine riesige englischsprachige Auswahl, vor allem an Fiction jeder Art, aber Athenaeum Boekhandel ist definitiv der Non-Fiction-Himmel (obwohl sie auch Fiction haben - aber dafür lohnt sich eher Waterstones). Sehr viele Fachbücher zu allen nur irgendwie vorstellbaren Bereichen. Zwar gibt es hier auch relativ viel in Niederländisch (was für die meisten eher uninteressant, beziehungsweise unlesbar sein sollte), aber die Auswahl an englischen Büchern ist atemberaubend. So. Viele. Sachbücher. 


Vom Athenaeum sind wir (bevor wir final bei Waterstones gelandet sind), wie bereits oben erwähnt noch zu The American Book Center rein, ein Laden, der eine super Auswahl an Zeitschriften hatte und ebenfalls sehr schön war (war das Athenaeum übrigens auch und Waterstones sowieso - also nicht nur super Auswahl, sondern auch sehr schön), bei dem Simone und ich aber eigentlich nur zehn Minuten auf einer Bank gesessen und fast schon meditativ versucht haben, gar nicht erst anzufangen, die Bücher anzuschauen, weil wir sonst wahrscheinlich vollkommen übergeschnappt wären und dann - schweren Herzens - wieder herausgetrabt sind, bevor noch ein Unglück passiert. Ich kann es nicht oft genug erwähnen: Auch dieser Laden war ein kleiner Traum und allein das Ansehen der Bücher aus der Ferne war schon so verlockend, dass gerade noch ein mittelschweres Buchkauf-Unglück vermieden werden konnte.

Deshalb meine allgemeine Empfehlung für alle, die einen Trip nach Amsterdam planen (und das solltet ihr - wirklich): Nehmt genug Geld mit. Es wird sündhaft teuer. Dieser Post bezieht sich explizit auf die Amsterdamer Buchläden, gilt aber diesbezüglich auch für alle anderen möglichen Läden (ich habe gestern natürlich nicht meinen ganzen Tag in den drei Läden verbracht, die ich eben vorgestellt habe, aber es würde den Rahmen dieses Posts sprengen, von den anderen Läden zu schwärmen - vielleicht tue ich das noch mal in einem anderen Post oder nach einem weiteren Besuch). Aber vor allem für die Buchläden. Ich kann The American Bookshop - wie bereits erwähnt - nicht wirklich preislich beurteilen, weil wir uns da ein bisschen gegenseitig hinausgezogen haben, bevor es ernst werden konnte, und Waterstones war eigentlich auch noch relativ im Rahmen, aber der Athenaeum Boekhandel ist wirklich sehr teuer. Natürlich, bei Sach- und Fachbüchern muss man schon mal tiefer in die Tasche greifen als bei einem Roman - das ist ja weitestgehend bekannt. Aber ich finde es trotzdem wichtig, das noch mal zu erwähnen. Ihr überschlagt euch sonst. Ich habe gestern zwei Paperback-Bücher im Athenaeum gekauft und zusammen fast 50€ hingeblättert (den genauen Preis habe ich verdrängt) und bin eigentlich noch ganz gut weggekommen. Es gab aber auch genug Bücher, die ich gern mitgenommen hätte, die erst bei 50€ losgingen. Ich sehe den Preis auch ein, denn - wie bereits erwähnt - waren das Sach- und Fachbücher und die kosten nunmal nicht 10€, aber das macht es natürlich absolut nicht leichter, eine Entscheidung zu treffen. Ich rechtfertige es ein bisschen darüber, dass die beiden Athenaeum-Bücher zu 50% für die Uni - "Roots of language" von Derek Bickerton (Sprachevolutionäres Buch, was so ziemlich das ist, was ich gern im Master machen würde) - und zu 50% für die Aspiring-Autorin in mir ist - "The Sense of Style - The Thinking Person's Guide to Writing in the 21st Century" von Steven Pinker (ein Buch, an dem ich, obwohl ich eigentlich nicht viel von Schriftsteller-Selbstfindung-Blablabla-Möchtegern-Sachbüchern halte, nicht vorbei gehen konnte - weil es, so hoffe ich jedenfalls, nicht zu dieser Sorte von Büchern gehört). Und es gab wirklich noch so viele mehr, die ich gern kaufen, lesen und einfach haben möchte. Doch Amsterdam und ich haben uns definitiv nicht das letzte Mal gesehen und diese Buchläden und ich definitiv auch nicht.

Abgesehen vom Besuch dieser drei bildschönen Buchläden und dieser sehr befriedigenden Ausbeute des gestrigen Tages, kam es zu einem weiteren Fangirl-Buch-Moment, den ich euch nicht vorenthalten will. Ungefähr sechs Minuten Fußweg vom Waterstones (der übrigens ganz zu den anderen beiden erwähnten Buchläden liegt) steht nämlich die Original The Fault In Our Stars-Filmdrehbank. Romantisch. Oder einfach nur sehr, sehr cool, wenn man ohne seine Flamme hingeht (wie ich gestern zusammen mit Simone). Ja, ich habe auf der Bank gesessen und der Ausblick auf die Kracht von der Bank aus ist seit gestern mein Facebook-Hintergrundbild. Soviel sei diesbezüglich gesagt: Die Bank ist verboten bequem, gerade wenn man zuvor durch drei Buchläden durchgeschlürft ist und sich mit Büchern abschleppt. 

Blick in die Kracht hinein, an der auch die TFIOS-Bank steht

Downside des Amsterdam-Trips (wenn man das überhaupt so nennen will) war leider, dass ich jetzt ein bisschen im Uniarbeits-Plan zurückhinke und mich gleich nach dem Wocheneinkauf heute wieder ein bisschen reinbequemen muss. Aber ich konnte den Sonntag einfach nicht vorüberstreichen lassen und euch diese drei (beziehungsweise genauer gesagt vier) Amsterdamer Buchplätze vorenthalten. You're welcome. 

Ich wohne nur eine gute Autostunde von Amsterdam entfernt, weshalb ich die Stadt sicher in naher Zukunft erneut besuchen werde. Sollte irgendeiner von euch deshalb Buchladen-Empfehlungen (oder sonstige Empfehlungen) besitzen, dann lasst es mich auf jeden Fall wissen. Wenn ich noch ein bisschen mehr Erfahrungen gesammelt habe, dann kommt sicher auch noch mal ein extra Post über die Stadt an sich, die Museen, die Galerien, über Amsterdamer Fairtrade und und und - es gibt sehr viel Potenzial, so viel sei schon mal gesagt, aber das muss ich selbst noch ein bisschen mehr ausschöpfen, bevor ich darüber schreiben kann. Freut euch aber auf jeden Fall schon mal drauf, wenn ich das nächste Mal von Amsterdam berichte - bookish oder eher nicht.

Liebe Grüße und genießt euren Sonntag,
Antonia

2 Kommentare:

  1. Antonia!

    Eine Ewigkeit ist es her, dass ich zum letzten Mal bei dir kommentiert habe und ich habe schon ein klein wenig ein schlechtes Gewissen... Aber ich bin wieder da. Hoffe ich mal. (Und wenn ich uneingeschränkt viel Zeit habe, werde ich mir auch das anschauen, was ich sozusagen verpasst habe.)
    Amsterdam steht eindeutig auf der Liste von Städten, die ich unbedingt einmal besuchen will. Und so wie du davon schwärmst, kann ich es kaum erwarten, mir die Buchläden genau anzuschauen. Deine Bilder sehen auf jeden Fall toll und vielversprechend aus. Und die Buchläden klingen auch nicht schlecht.
    Über den Post über Amsterdam an sich bin ich gespannt!
    (Da kommentiere ich monatelang nicht und dann nur kurz. Aber immerhin.)
    Ganz liebe Grüße und eine tolle Woche!
    Sally

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    Antworten
    1. Hey Sally!

      Was hat sich eine gewisse Person nicht gerade über deinen Kommentar gefreut :D (so ne blonde, mit Brille, gerade in der Unibibliothek, sitzend über ihren Psychologie-Büchern). Amsterdam ist so eine schöne Stadt, sie sollte dringend weiter hoch in deiner Liste rücken! (Ich rieche an dieser Stelle übrigens ein Bloggertreffen)

      Okay, wenn schon eine Person auf diesen Post über Amsterdam (ich hätte gerade eben fast Ansterdam geschrieben - es wird langsam später Nachmittag, man merkt es schon...), dann hat er jetzt offiziell eine Daseinsberechtigung und wird definitiv noch kommen. Aber dafür muss ich noch ein bisschen mehr shoppen und Museen unsicher machen - rein für Recherche-Zwecke natürlich.

      Liebst und schön, dass du wieder mal vorbeigeschaut hast :3
      Antonia

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Danke, dass ihr durch eure Kommentare aktiv zum Training von Antonias Sprunggelenken beitragt. Sollte sie nach eurem Kommentar länger nichts posten, liegt es nahe, dass sie sich beim Rückwärts-Flick-Flack nach dem Entdecken einen Wirbel ausgerenkt hat.

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